Corona, wie geht es weiter

Prognosen sind schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen.

Mark Twain

Christian Drosten hat dem ORF ein ca. 30 minütiges Interview gegeben, das ich sehr aufschlussreich finde.

Hier mal das, was ich daraus mitnehme:

  • Die ganzen Verharmlosungen, die derzeit, insbesondere in den sozialen Medien verbreitet werden, beruhen auf falschen Annahmen und/oder Fehlinterpretationen. Da steckt mehr Wunschdenken drin als Fakten.
  • Wir werden hoffentlich in ca. 1 Jahr einen oder sogar mehrere Impfstoffe haben, so dass ein signifikanter Teil der Bevölkerung immunisiert werden kann.
  • Danach wird das Virus dann vermutlich harmlos werden. Bis dahin müssen wir irgendwie durchkommen.
  • Die aktuellen Fallzahlen deuten auf einen leichten Anstieg der Infektionsrate durch das Osterwochenende hin. Aber das ist noch nicht ganz klar.
  • Leider bewirkt die frühzeitige Lockerung der Maßnahmen, dass die verbleibenden Maßnahmen wahrscheinlich nicht zurückgenommen werden können, ohne einen größeren Ausbruch zu riskieren. Hätte man gewartet, wäre es beherrschbarer geworden.
  • So, wie es jetzt gemacht wird, muss man schwer aufpassen, dass es nicht aus dem Ruder läuft und ggf. sofort mit Maßnahmen gegensteuern, wenn man einen Anstieg der Fallzahlen feststellt.
  • Die Ansteckungsgefahr ist wahrscheinlich im Freien wesentlich geringer als in geschlossenen Räumen. Wenn man sich also treffen will, sollte man das möglichst draußen tun. (Also genau das Gegenteil von dem, was jetzt passiert: Man trifft sich im Privaten und dann meist drinnen.)
  • Wenn wir Pech haben, bewirkt der Sommer einen Rückgang, der dann im Herbst nachlässt und alle werden völlig überrascht, wenn es dann wieder extrem losgeht.
    Aber das weiß man noch nicht.

Das zeigt zumindest mal eine mittelfristige Perspektive, auf die man sich einstellen kann. Ich hätte aber eigentlich gerne von unseren Politikern gehört, was genau der Plan ist. Da sie nichts sagen, befürchte ich, dass sie keinen haben.

Die Konsequenzen für die Wirtschaft werden gravierend sein:

  • Es wird Firmenpleiten geben und die Arbeitslosigkeit wird stark steigen (wer pleite ist, beschäftigt auch nicht mehr in Kurzarbeit).
  • Wahrscheinlich werden diverse Produkte deutlich teurer werden, was man jetzt schon an frischem Obst und Gemüse sehen kann, was sich aber auch auf Industrieprodukte ausdehnen wird, denn schließlich ist/wird die Produktion wochenlang ausfallen. Die Lager sind allmählich leer. Damit kommt die von vielen ersehnte höhere Inflationsrate.
  • Wie sich das auf die Börse auswirken wird, kann interessant sein. Evtl. sind diese Folgen alle schon eingepreist, und es geht wieder aufwärts, es kann aber genauso gut auch wieder einen Absturz geben, wenn die Konsequenzen weltweit wirklich sichtbar werden.
  • Bedingt durch höhere Arbeitslosigkeit und Pleiten von kleinen Betrieben (vermutlich vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe), dürfte es einiges an Unruhe geben. Im schlimmsten Fall auch eine höhere Kriminalität.
  • Die “Schwarze Null” dürfte der Vergangenheit angehören.

Persönliche Konsequenzen für mich:

  • Eine Urlaubsreise werde ich für dieses Jahr nicht buchen (mein ursprünglich geplanter Kurzurlaub Anfang Mai wurde bereits vor Wochen gecancelt).
  • Ich richte mich darauf ein, für den Rest des Jahres von zuhause zu arbeiten. Ich bin in der glücklichen Lage, dass das fast ohne Einschränkungen möglich ist und dass auch keine Kurzarbeit droht.
  • Wenn ich mir das Verhalten meiner Mitbürger in den letzten Wochen so ansehe, erwarte ich, dass die weiteren Lockerungen, die jetzt in Kraft getreten sind, wieder zu einem Ansteigen der Infektionsrate führen. Einige der Lockerungen werden darauf hin hoffentlich wieder zurückgenommen, denn sonst gibt es eine Katastrophe.

Ja, eigentlich sieht es so aus, als ob ich persönlich ganz gut durch die Krise kommen könnte, solange ich oder meine Familie von einer Ansteckung verschont bleiben oder wir zumindest einen milden Krankheitsverlauf haben.

Ich wünsche natürlich auch allen anderen, dass sie gut durch die Krise kommen. Bei vielen sind die Aussichten ja deutlich schlechter.