eezy erhöhtes Beförderungsentgelt

Ich hatte vor kurzem das zweifelhafte Vergnügen, zu versuchen das sog. eezy Ticket des VRR zum ersten Mal zu benutzen. Dieser Versuch hat mir ein “Erhöhtes Beförderungsentgelt” aka Geldstrafe für Schwarzfahren eingebracht. Und das ging so:

Ich stand am Bahnsteig und wollte ca. 5 Minuten vor Ankunft des Zuges ein solches Ticket lösen. Vorher hatte ich die dafür benötigte VRR App bereits eingerichtet und meine Kreditkarte als Zahlungsmittel hinterlegt. Leider schlug der Kauf mehrfach fehl, die Fehlermeldungen lauteten “Server Timeout” oder auch nur “es ist ein Fehler aufgetreten”. Beim letzten Versuch, als der Zug schon einfuhr, kam dann als Meldung “Sie haben bereits eine gültige Fahrerlaubnis(sic!) auf einem anderen Gerät …”

Ich habe das als Bestätigung interpretiert, dass einer der Versuche funktioniert hatte und bin eingestiegen, in der Annahme, dass ich das Ticket bald in der App angezeigt bekomme. Tja, was soll ich sagen? Dem war nicht so und ich saß im Zug ohne gültige Fahrkarte. Und wie das dann natürlich so ist, wurde ich während der knapp 15 Minuten Fahrtzeit kontrolliert und natürlich konnte der Kontrolleur nichts anderes tun als mich als Schwarzfahrer zu behandeln.

Wieder zuhause habe ich dann auf mein Konto geschaut und habe dort zweimal jeweils 10 Euro vorgemerkte Kreditkartenumsatz von “BVR LOGPAY” gefunden.

Es gab also durchaus sogar zwei Versuche, das Geld von meinem Konto abzubuchen und es lag nicht an meiner Bank oder einem Fehler bei der Angabe des Zahlungsmittels, denn die Umsätze waren ja vorgemerkt.

Der langen Rede kurzer Sinn, ich bin ziemlich underwhelmed, was die technische Umsetzung von eezy angeht. Nicht nur, dass die Voraussetzung dafür laut Beschreibung eine durchgehende Internet-Verbindung sein soll (in Deutschland? No way!), nein, der Kauf ist noch nicht einmal halbwegs idiotensicher (und ich will mir gar nicht vorstellen, wie überfordert meine Frau oder gar meine Mutter damit gewesen wäre). Und das Risiko wird auf den Kunden abgewälzt. Das muss diese Digitalisierung sein, die man in Deutschland unbedingt weiter vorantreiben muss.

Muss ich erwähnen, dass meine per Webformular an den VRR geschickte Beschwerde unbeantwortet blieb? Ich hatte zugegebenermaßen auch nicht mit einer Antwort gerechnet. Wenn sie überhaupt jemand gelesen hat, wird er vermutlich gedacht haben “Schon wieder so ein Boomer, der mit der einfachen Bedienung einer App überfordert ist und das jetzt auf die Technik schiebt.”, oder sowas in der Art.

Vermutlich hätte ich schon merken müssen, dass dieses Ticket nicht für mich gedacht ist, weil man auf der Webseite durchgehend geduzt wird.

Mit eezy kannst du deine Fahrt in Bus und Bahn ganz spontan antreten und direkt mit deinem Smartphone bezahlen …

Sowas kann ich absolut nicht ab. Firmen haben mir als (potentiellem) Kunden gefälligst ein Mindestmaß an Respekt zu erweisen und dazu gehört das korrekte Honorificum, nämlich “Sie”.

Nachtrag vom 2022-09-27:
Heute musste ich wieder VRR fahren und habe dem eezy-Ticket nochmal eine Chance gegeben. Gleiches Problem. Ich habe dann ein Papier-Ticket am Automaten gekauft. Das ist zwar eine inzwischen etwas ältere Technik, aber sie funktioniert wenigstens. Allerdings zeigte sich gleich wieder ein weiteres Problem: Man muss wissen, für welche Zone man das Ticket braucht. Ich habe da jetzt eher geraten, weil der Zug schon einfuhr. Vermutlich habe ich zuviel bezahlt, aber immer noch besser als nochmal 60 Euro.

Nachtrag vom 2022-10-03:
Heute habe ich festgestellt, dass die App doch tatsächlich die 6,10 Euro für den fehlgeschlagenen Kauf vom 2022-09-27 von meiner Kreditkarte abgebucht hat:

Da ich jetzt endgültig die Faxen dicke habe, wollte ich meinen Account in der App (also auf dem Server) löschen und dann die App entfernen. Aber wie eigentlich zu erwarten, funktionierte auch das nicht:

Wie unfähig kann ein Programmierer eigentlich sein?

Beim nächsten Mal nehme ich ein Taxi oder miete gleich einen Transporter, so dass ich mit dem Fahrrad zur Verleihstation fahren und dann das Fahrrad im Auto mitnehmen kann. Das ist dann zwar teuerer (wobei: Transporter bei Enterprise Rent a Car sind billiger als PKW bei den anderen Vermietern), aber wenigstens bequem.